SIGNATUREN IM RAUM

 

Raum existiert nicht als solcher / sondern erst durch symbolisches Bekleiden


Wenngleich meine aufbauende Arbeitsweise mit Werkstoff mich zu einer Bildhauerin macht, so sehe ich mein künstlerisches Tun auch in der Tradition der Landschaftsmalerei.

Menschliche Signaturen spiegeln Raumwahrnehmung. Was jedoch, wenn Stofflichkeit wie z.B. Sandboden, Wasseroberflächen, Waldboden und Pflanzen als Gegenüber begriffen werden? Ein Gegenüber, dem ich mittels künstlerischer Interventionen (ihm und mir) Gehör verschaffe.

Raum bleibt mein Themenschwerpunkt. Mittels formbarer Materialen greife ich hinein.
Als Sinnbild, metaphorisch, als auch auf physische Weise kommen Werkstoffe und Verfahren in meinen Tun zum tragen. Dabei befrage ich Gestaltformen, kulturgeschichtliche Bedeutungen und symbolische Transformationen von Form und verwandten Texturen der Erde, Prozessen der Natur, des Menschen und der Zeit.
Mein besonderes Interesse gilt dabei der "Geste", die konstruktive Eigenschaften mit performativen (Fragilität, Verletzlichkeit) verbindet.

Gerade Textil - das aus kulturhistorischer und anthropologischer Sicht von jeher Bedeutung hatte - und Materialien aus der Natur - als Schnittstelle zwischen meiner Person und meiner Umwelt - vermittelt Berührung, sinnliche Erfahrung, wie Haut, die der Bewegung folgt und zugleich Eindrücke fühlen lässt.

Aus spezifisch beobachteten Materialbesonderheiten und Gesten - wie: knoten, wickeln, falten, pressen, komprimieren, drehen, zusammenfügen, aneinanderreihen und wiederholen – entwickle ich konzeptionelle Notation: weiche tektonische Skulpturen, ephemere Zeichnungen und raumgreifende Visionen.

Fragile und starr, geordnete und verwirrt liegen hier nah beieinander. Rückschauendes fliesst ins Tun hinein und zugleich lasse ich neuen Raum entstehen. Er umhüllt: symbolisch bekleidet stellt er ästhetischer Erfahrung, Anmutung und Sinn-erleben zu Disposition.

Werkstoff (wie z.b.Textil) ist zu forderst keine Frage an die Technik, sondern eine Frage an meine Haltung zur Welt.

Indem ich das Tuch halte, schlägt sich etwas nieder. Indem ich den Faden führe, forme ich Gedanken.

“Der textilen Kunst gebührt der unbedingte Vorrang, weil
sie sich gleichsam dadurch als Urkunst zu erkennen gibt, dass
alle anderen Künste (...) ihre Typen und Symbole aus
der textilen Kunst entlehnen, während sie selbst in dieser
sich heraus bildet oder unmittelbar der Natur abborgt”


Gottfried Semper, Architekt (1803-1879)

© Veronika Moos

 

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